Es ist nun eigentlich gar nicht unsre Art, Pauschalurlaub zu buchen und in einem Nobelhotel mit Pool zu wohnen, aber wenn der Flug mit Hotel und Frühstück € 100,00 billiger ist als der schlichte Flug, dann hilft eben alles nicht. Dann also Pauschal!
Tatsächlich kommen wir nach 6 Stunden Flug von München mitten in der Nacht im ersten Haus am Platze an. Bar, Pool und Meer, alles in einer Entfernung, die einem selbst nach mehreren Bieren keine wirklichen Qualen bereitet. Ein opulentes englisches Frühstück, dass auch gleich ein Lunchpaket füllt, hält über den Tag unsere Bäuche voll. Für die ganze Familie kostet der Tag gut € 80,00, darin ist allerdings auch der Flug schon enthalten.
Die ersten Tage schleppen wir uns zwischen Pool und Strand hin und her. Abends lässt es sich beim kühlen Bier gut aushalten, wenn man denn weit genug von der "Belustigungsbühne" entfernt ist.
Unser erster Ausflug führt uns am 3. Tag nach Serekunda, der größten Stadt Gambias. 120.000 Menschen leben hier in einer Art Barackenstadt. Es gibt kaum gemauerte Häuser und auch sonst lässt nichts an eine Stadt westlicher Prägung erinnern.
Wie es das Leben so will, treffen wir mitten auf dem Markt natürlich einen Bekannten aus Hamburg. Dembo, Vater eines Kindes aus Kim's Kindergarten, ist vor zwei Monaten der bundesdeutschen Hektik entflohen und lebt nun wieder in Gambia. Natürlich verabreden wir uns für den nächsten Tag, um uns seine Bleibe anzusehen. Gleich viel Einfacher gestaltet sich auch die Suche nach dem Busbahnhof, von dem wir irgendwann ins Landesinnere starten wollen. Ein Besuch des Krokodilparks rundet Tag ab.
Im Hotel, dass nach dem Besuch in Serekunda und einem Mittagessen in einer afrikanischen Familie wie ein "Käfig voller Narren" wirkt, treffen sich nun auch die verschiedenen "Karnevallsvereine" und wir Sonja und Markus aus Innsbruck. Wir stellen schnell fest, dass uns etwa gleich närrische Ambitionen plagen und beschliessen, gemeinsam einen Tripp ins Landesinnere zu unternehmen.
Samstag:
5°° Uhr Wecken, 6°° Uhr trifft sich die DÖF
(Deutsch - Östereichische - Freundschaft) zum Start der "The
Gambia experience tour". Es geht mit dem Taxi zum GPTC Bus
Depot, von wo ein Expressbus nach Basse, am Oberlauf des Gambia
River starten soll. Alle Befragten waren sich einig, dass spätestens
um 7°° Uhr ein Eintrag auf der Passagierliste erfolgen
muss. Tatsächlich öffnet um Kurz nach Sieben das "Public
Relations Büro" des Busunternehmens und wir tragen uns
in die Liste ein. Wer denkt, dass nun auch gleich ein Bus startet
liegt leider falsch. Wir gehen mal vorsichtig davon aus, dass
es zwischen 9°° und 10°° Uhr los geht, müssen
aber unsere Geduld bis etwa 12°° Uhr zügeln. Es ist
halt Afrika. Um 12°° Uhr startet dann aber tatsächlich
ein Bus und schon beim Einsteigen merken wir, wie wichtig es war
um 7°° Uhr am Depot zu sein. Obwohl wir unter der Startnummer
15 - 19 ins Rennen gehen und dann nach namentlicher Aufforderung
in den Bus dürfen, sind von ca. 100 Plätzen nur noch
die letzten zwei Reihen frei. Kurz nachdem wir eingestiegen sind
kommt es am Eingang auch schon zu tumultartigen Kampfszenen. Die
letzten Passagiere werden den Weg nach Basse stehen müssen.
Immerhin wenigstens 9 Stunden, obwohl alle von 6 Stunden reden.
Wir haben aber schon gelernt, dass wenigstens ein Drittel zuzurechnen
ist.
Die Fahrt startet. Von Seregunda geht es zunächst noch über ganz normale Strassen durch die Küstenregion. Doch sobald wir diese verlassen, endet der Luxus europäischer Strassenverhältnisse. Es wechselt eine Schotterpiste und eine Asphaltstrasse mit Schlaglöchern in denen durchaus Elefantenbabys spielen können. Der Bus hält etwa 2 Stunden durch und bleibt dann mit einem Getriebeschaden liegen. Totalschaden im Regen! Fast unglaublich, dass schon nach drei Stunden ein Ersatzbus eintrifft und die Fahrt nach dem scheinbar ülichen Einstiegskampf um 17°° Uhr weiter geht. Immerhin sind schon ca. 100 von insgesamt 400 km geschafft. Die restliche Fahrt verläuft vergleichsweise beschaulich. Das es nach weiteren 1,5 Stunden schlagartig dunkel wird, beschleunigt die Fahrt auch nicht wirklich. Um 1.45 Uhr erreichen wir Basse. Nachdem die Rucksäcke entladen sind, wird es schlagartig dunkel, da um 2°° Uhr der Strom abgeschaltet wird. Kein Taxi in Sicht, kein Hotel in Sicht und keine Strassenbeleuchtung. Urlaub, wie man ihn sich wünscht. Wir finden einen Einheimischen, der uns tatsächlich zu einem Hotel führt. Wie sich am folgenden Morgen herausstellt, das letzte Haus am Platz (Basse Guesthouse, 100 Dalasi pro Zimmer), vor dem auch der Reiseführer warnt, aber immerhin ein Bett.
Sonntag:
Am Morgen darauf verlassen wir die Hütte eiligen Schrittes
und finden dann auch eine akzeptable Bleibe (Jem Hotel, Single
= 200 Dalasi, Double = 400 Dalasi). Nach einem Frühstück
und der ersehnten Dusche machen wir uns zur Ortserkundung auf.
Afrika, wie man es aus dem Fernsehen kennt. Rundhütten aus Bambus und Stroh. Frauen, spährlch bekleidet mit einem Lendenschurtz, die am Brunnen ihre Wäsche waschen und die Kinder versorgen. Schönstes Wetter und eine atemberaubende Landschaft lassen uns die Strapazen der Anreise vergessen. Der Ort Basse bleibt weit hinter unseren Vorstellungen zurück. Der letzte grössere Ort am Gambia River ist eher ein Dorf. Ein kleiner Markt lädt zum afrikanischen Einkauf ein. Die Handwerker geben einen Einblick in die Kunst vergangener Zeiten. Den Abend beschliessen wir dann, dank Strom und Kühlschrank, mit einigen kalten Bieren, die hier zum Ausdruck luxoriöser Lebensqualität werden.
Gambianischer Computer
Montag:
Die Fahrt mit dem Buschtaxi bringt uns nach 2 Stunden Wartezeit
- der Kleinbus will schliesslich voll sein - nach McKarthy Island.
Etwa 100 Km zurück Richtung Küste die wir in gut 2 Stunden
ohne Panne bewältigen. Mit der Fähre geht's auf die
Insel und anschliessend mit dem Buschtaxi ins Ressort "Bird
Safari Park" (Bungalow = 400 - 700 Dalasi). Die langweilige
Fahrt vertreiben sich unsere Chauffeure mit einem Joint am Steuer.
Wir sind kaum angekommen, da beginnt der Regen und die Taxifahrer
machen deutlich, dass sie nur noch zurück in den Ort fahren
und dann wohl Stillstand ist. Bei den vielen Joints, die sie schon
geraucht haben, eine weise Entscheidung. Wir verbringen den Tag
bei Kartenspiel und guter Versorgung mit leckerem afrikanischen
Essen und tatsächlich kühlen Getränken im Ressort.
Als besonderen Luxus offeriert das Haus Strom vom Generator zwischen
19°° Uhr und Mitternacht. Wer noch ein wenig den Ventilator
im Zimmer geniessen will (tatsächlich lässt das Moskittonetz
ein weinig von dem Luftzug durch) geht entsprechend rechtzeitig
ins Bett.
Dienstag:
Am nächsten Tag brechen wir zunächst nach Georgetown
auf. Georgetown ist eine alte Niederlassung der englischen Kolonialmacht,
die dort im 16. und 17. Jahrhundert ihre Sklaven verschiffte.
Der alte Kellerferch ist noch realitätsnah zu besichtigen.
Eindrucksvoll schildert ein Gambianer die Qualen, die die gefangenen
Menschen durchleiden mussten, bis sie als Sklaven, vorwiegend
nach Amerika, "exportiert" wurden.
Der anschliessende Stadtrundgang führt uns zunächst zur Schule. Aus heimischer Sicht spartanisch, ist sie quasi Bildungszentrum, das vom Kindergarten bis zur Hauptschule alles bietet. Dennoch ist es Realität, dass in Gambia eigentlich nur jedes zweite Kind tatsächlich eine Schule besucht. Mehr können sich die Eltern in der Regel nicht leisten. Damit gehört das gambianische Bildungssystem in Afrika allerdings durchaus zu den Führenden.
Der Weg führt abschliessend durch den Markt zum Anleger, wo ein Boot wartet, dass uns zu den Flusspferden des Gambia River bringen soll. Das Glück ist uns hold. Wir sehen nicht nur die kleinen Köpfe aus dem Wasser ragen sondern fast schon ganze Tiere, die im Wasser spielen. Eine ganze Hippo - Familie bewohnt eine Bucht und demonstriert eindrucksvoll das Familientreiben. Auf dem Rückweg finden wir neben zahllosen Vogelarten auch noch einige Palmen auf denen Affen turnen. Insbesondere die Ruhe auf dem Gambia River ist beeindruckend. Während der ganzen Fahrt treffen wir auf kein einziges anderes Boot. Ein gelungener Ausflug, den wir mit einem Spaziergang durch den Dschungel beenden. Immer wieder versetzt uns die Artenvielfalt der Flora und Fauna in Erstaunen.
Der Abend führt uns zurück an die Wurzeln. Der Operator, also der Man, der als einziger in der Lage ist den Generator zu starten hat das Ressort verlassen, ohne vorher die Maschine zu starten, d. h. derr Strom fällt zunächst aus. Gegen 21°° Uhr erscheint er sichtlich zugekifft und beginnt mit umfassenden Wartungs- und Reparaturarbeiten, die im Schein einer Taschenlampe auch nicht wirklich erfolgversprechend sind. Zeitgleich gehen dem Ressort die Kerzen aus so dass nur noch der Gang zur Nachtruhe bleibt. Schon erstaunlich, wie eingeschränkt das Leben der Grossstädter ohne Strom ist. Irgendwann läuft der Generator dann doch und ein wenig Wind erleichtert das Einschlafen.
Mittwoch:
Es geht zurück nach Serekunda. Die erste Etappe von Georgetown
nach Soma geht relativ schnell. Nach zwei Stunden sind wir angekommen.
Auch das Anschlusstaxi steht schon bereit, wird, wie sich später
zeigen soll, aber erst zweieinhalb Stunden später starten.
Der Mercedes Kleinlastwagen ist mit Sitzreihen ausgestattet. Wo
zu Hause drei Sitze passen würden, sind hier vier, auf denen
dann 5 - 6 Menschen Platz finden. Eine "komfortable"
Reise beginnt. In den Bus werden ca. 40 Personen gestopft, was
ihn direkt klassenreisentauglich macht. Für die verbleibenden
180 Km nach Serekunda benötigen wir 7 Stunden und manche
meinen, dass wir einen guten Fahrer hatten, denn sonst hätte
es auch länger dauern können. Es ist wieder nach Mitternacht,
als wir unser Ziel erreichen und eine abschliessende Taxifahrt
uns ins Hotel nach Bakau bringt.
Die nächsten zwei Tage werden wir am Pool geniessen und nicht einen Km Fahren.
Den Abschluss bildet dann doch noch ein Einkaufsbummel in Banjul, der Hauptstadt Gambias. Niedlich und mit 40.000 Einwohnern eher auf kleinstädtischem Niveau ist diese Stadt doch noch ein weinig von kolonialem Charme vergangener Zeiten geprägt. Es lässt sich das eine oder andere Schnäppchen machen und wir können noch einen Blick vom Torbogen über die Stadt werfen. Direkt neben uns ist der örtliche Treffpunkt der Geier.
Der Weg führt auch an der gambianischen Ampel vorbei. Einige Meter davor steht zur Sicherheit noch ein Schild mit der Gebrauchsanweisung, das aber eher wenig Beachtung findet.
Am Abend besuchen wir noch das Endspiel der gambianischen Fussballliga (Serekunda - Bajul = 0:2). Auch ein Erlebnis. Vergleichbar mit brasilianischem Vorortfussball ist das Spiel sehr lebendig und schnell. Durchaus etwas für den Zuschauer und munterer als manche Bundesligapartie. Schade, dass nur etwa 2000 Menschen im Brikama / Box Bar Stadium sind.
Weiter gehts mit Innsbruck. Ja - wie wir da wohl hin gekommen sind?