Wie erwartet dämmert es als wir das Fereniki Hotel erreichen. Fast 2 Stunden dauerte die Fahrt vom Heraklion Airport. Der Bus macht diverse Umwege, um die verschiedenen Touristen in ihre Zellen zu bringen. Teilweise befahren wir dabei Wege, die ein Taxifahrer in Deutschland nicht unbedingt nicht unbedingt befahren würde. Der Reisebus fährt auch noch so kleine Wege, um jeden direkt vor dem Hoteleingang abzusetzen. Wir sind die Letzten. Nein, natürlich ist unser Hotel das Letzte, was sich im Laufe der Zeit dann noch bewahrheiten wird. Zunächst ist es mal voll, weil man, ähnlich wie die Fluggesellschaften, lieber ein paar Zimmer mehr verkauft, als man hat. Dumm dann, wenn EHEC zu früh kommt. Wir werden also zunächst im Labyrintos Hotel zwischen geparkt. Ein lauschiges Zimmer aus den 70ern direkt an der Nationalstraße mit 2 kleffenden Hunden direkt unter dem Balkon. SUPER! Wir nehmen erstmal in einer Taverne Platz und den Grillteller dazu. Ich beschäftige mich noch mit dem griechischen Mythos und dann ist es auch schon fast Mitternacht, als wir in den unruhigen Schlaf einer lauten Nacht münden.
Am folgenden Morgen sollen wir unser eigentliches Zimmer bekommen, aber zuvor wollen wir uns das Pauschaltouristenfrühstück antun. Wie sich herausstellt, müssen wir zunächst zum Restaurant am Strand. Dort versammeln sich gefühlte 500 Pauschaltouristen um ebenfalls gefühlte 200 Pauschaltouristenfrühstücksstühle. Die vom Massentourismus gezeichneten Servicemitarbeiter sind bemüht, keinen Tisch länger als 1 – 2 Minuten leer stehen zu lassen. Aus den Kampfrückständen der Vorbesetzung werden Metall und Porzellan entfernt und alles andere dann in einer einseitig gummierten Papiertischdecke eingerollt und entsorgt. Neues Tuch drauf und los geht’s! Zunächst ersteigt man den Gipfel, nein – wir sind in Griechenland – es ist natürlich der Olymp der Geschmacklosigkeit, um an das liebevoll drapierte Buffet zu gelangen.
Wer Glück hat kann direkt einen Teller ergattern (Bestecke gibt es dann sicher gerade nicht) und sich dann auf die Tour durch die kulinarischen Billigprodukte machen. Die Abteilung „herzhaftes Zubrot“ hält exakt eine Sorte Wurst und Unmengen einer, in gelbe Brocken gepressten Masse bereit, die entfernt an Käse erinnert, aber komplett geschmacksbefreit ist. Der wunderbare griechische Schaftskäse schließt sich an. Er ist leider so salzig, das der nordeuropäische Gaumen ihn schnell mit einem exotischen Brechmittel verwechseln könnte. Wir kommen zu den Eiern. Sie sind so hart gekocht, das das Weiche daran die Schale ist. Nach dem Pellen bleibt aber ohnehin nur ein Hauch von Eiweiß um das Grünblaue übrig, da die Eiermassen nicht abgeschreckt wurden. Vermutlich spart man so einige Hektoliter Wasser im Jahr.
Zwar ist gerade Kaffee da, doch der Transport ist schwierig da Kännchen, wie Tassen gerade aus sind. Doch da kommt ein Offizieller und bringt Gläser, also schnell etwas Orangensaft abzapfen und schon Zucker und Milch für den späteren Kaffee sichern. Zurück zum Tisch und erst mal die Vorräte ablegen, bevor die zweite Runde los geht.
Ganz im Zeichen der B – Waren wird es eine Erfolgstour. Brot, Besteck und Butter fast in einem Atemzug, selbst Becher stehen bereit und es ist sogar noch Kaffee da. Dann kann der Gaumenschmaus ja beginnen. Der Kaffee ist mit Zucker eben und eben zu trinken, ich vermeide den Begriff „genießen“. Schmecken tut gar nix und das Ambiente erinnert doch eher an ein sozialistisches Großkückenkombinat der poststalinistischen Mangelwirtschaft.
NEIN, auch unser Zimmer ist noch nicht frei und so erfreuen wir uns an einen Gutschein für 3 Tage Abendbuffet an schon bekanntem Ort. So geht es erst mal an den Strand, um den ersten Sonnenbrand zu empfangen. Zwei Liegestühle nebst Sonnenschirm kosten 5 € und es gibt 3 frischgepresste Orangensäfte gratis dazu. Das geht ja! Um 15:30 Uhr müssen wir die Badefreuden unterbrechen, da wir einen Termin bei der Anstaltsleitung haben. Es erscheint eine Griechin mit Kenntnissen deutscher Sprache, die uns diverse Ausflüge verkaufen will und immer wieder betont, dass nur ihr Unternehmen..., das betrifft auch günstige Mietwagen für 50 € pro Tag, die im örtlichen Handel für die Hälfte zu haben sind. Mehrfach fordert sie auf; Fragen zu stellen. Ich frage nach lokalen Busverbindungen: Nein das wüsste sie nicht! Finden in den folgenden 3 Wochen Fussballspiele der kretische Erstligisten statt? He? Kommt man auch mit öffentlichem Nahverkehr zu den Schluchten? Da fährt wohl mal ein Bus, aber das ist sehr unsicher und besser nicht! Danke für diese wertvollen Informationen, die uns eine Stunde Baden gekostet haben. Nein ich habe wirklich keine Fragen mehr!
Immerhin hat uns diese sinnfreie Veranstaltung wahrscheinlich vor dem sicheren Sonnenbrand bewahrt. Nach einer weiteren Strandrunde kommen wir mit leichten Hautrötungen davon und können das Abendessen schmerzfrei genießen. Tatsächlich ist das Abendbuffet im Vergleich mit dem Frühstück ein Qualitätssprung knapp über die Grenze des Ertragbaren, im Zeugnis wäre es also etwa mit 4- zu beschreiben. Es gibt Fleisch, Fisch, Salat und die üblichen Beilagen und als Dessert Quark und Mouse aux Chocolate. Hätte man für die Zubereitung der Patats (Fritten aus frischen Kartoffeln) nicht nur eine Friteuse benutzt, hätten viele Gäste auch das Fleisch mit Pommes essen können. So aber soll es ja auch gesünder sein, man nennt es wohl „Trennkost“. Kurz vor dem Finish kommen auch tatsächlich die Getränke und das Bier vom Fass ist durchaus trinkbar. An den Softdrinks kann man ja nichts falsch machen.
Cathy und Jan sind müde, ich beschäftige mich ein weiteres Mal mit griechischem Mythos. So neigt sich dieser erste Urlaubstag dem Ende zu und wir freuen uns alle schon aufs Frühstück, Morgen.
2. Tag
Heute gibt’s statt der Wurst Migrischi, ansonsten erkennen wir das Frühstück wieder. Danach wechseln wir tatsächlich das Zimmer und können nicht meckern. Wir haben jetzt ein Appartment mit 2 Zimmern und 2 Doppelbetten, Bad WC und Klimaanlage ohne Zusatzkosten (normalerweise kostet die Klimaanlage hier 6 € pro Tag extra, aber bei unserem Nobelveranstalter ist sie im Preis enthalten. WOW), Mit Müh und Not bekommt nan auch die Karre über die enge Wendeltreppe in den 2. Stock. Danach ergründen wir Georgioupolis und nehmen einen Snack, da das Frühstück doch wieder nicht so richtig schmecken wollte. Noch etwas Strand und Baden und schon ist es wieder dunkel und Tag 2 hat sich erledigt, wie die WM. Jans Kreise werden hier täglich größer. Heute nutzt er das Buffet schon als Rennstrecke und gibt kleine Konzerte an den Nachbartischen.
3. Tag
Heute gibt es Wurst und Miesen Griechischen Schinken, sonst läuft der Tag wie der letzte, nur ohne Zimmerwechsel. Um 16:09 Uhr brechen wir den Strandtag ab, aufgrund erhöhter Rottöne. Nach etwas relaxen und der ersten Internetsession nehmen wir unser drittes und vorerst letztes Abendessen vom Pauschaltouristenbuffet.
4. Tag
Heute machen wir nach dem üblichen Grauen eine kurze Badepause und nehmen dann die Touristenbimmelbahn nach Almeria. Hier soll der Sonnenuntergang besonders schön sein. Wir verdümpeln hier also 5 Stunden mit Essen, Baden und Fotografieren. Alles in allem war es für Jan ganz nett, mit der Bimmelbahn zu fahren, alles andere war eher durchschnittlich. Man fragt sich manchmal, wie einfach man den Pauschi zufrieden stellen kann. Wenn man ihm sagt, der Sonnenuntergang ist schön, dann findet er ihn eben schön. Ok, für 10 € Fahrtkosten wollen wir jetzt auch nicht meckern, aber schönere Sonnenuntergänge haben wir denn schon gehabt.
5. Tag
Nun reicht es aber auch wirklich. Nach dem lukullischen Tagesbeginn machen wir uns auf, ein Auto zu mieten. Nach kurzer Recherche stellt sich heraus, dass wir ab morgen für 10 Tage ein Auto haben und der ganze Spass 235 € kostet. Im Vergleich zur Ansage unserer „Reiseleiterin“ (HaHAHA, der Wagen hätte über 50 € pro Tag gekostet) doch vergleichsweise günstig.
Danach machen wir mit dem Linienbus einen Ausflug nach Retimno. Ein nettes Fort, ein venezianischen Hafen und eine wunderschöne Altstadt lassen den Tag zu einem guten Abschluss unserer ersten Pauschietappe werden. Morgen geht’s also individuell weiter und wir werden erst mal in den Süden flüchten. Ob es dann regelmäßige Internetverbindungen gibt wissen wir noch nicht. Also demnächst mehr von Kreta.
6. Tag und der Urlaub beginnt | 14.07.2011
Wir genießen noch einmal das einmalige Frühstück. Heute ist in den Eiern wieder nichts Gelbes zu finden, dafür sind 3 von 4 Eiern halbseitig dunkelbraun, weil sie am Topfboden verbrannt sind. Ich mache mich also nach kurzem Genuss auf und hole unseren Wagen ab. Das klappt bei Ethons super. Es gibt kein Nachkobern, denn es ist alles inklusive: Selbstbeteiligungsausschluss, Vollkasko und Kindersitz. Bezahlen, einsteigen und los. So muss Auto leihen sein. Ich lade noch schnell den Rest der Familie ein und schon geht es los Richtung Hora Sfakion. Das Zimmer haben wir zurückgegeben für die 10 Tage und dafür den Deal gemacht, dass wir für die letzten 5 Tage kostenlos Abendessen bekommen. Nicht Luxusklasse, aber so können wir wenigstens einen kleinen Teil der Extrakosten für unsere Flucht wieder einsparen.
Nach 20 Minuten sind wir mitten in den Weißen Bergen und genießen das wunderbare Panorama, das sich von der Straße zur Südküste zu beiden Seiten bietet. Nach einer Stunde sind wir in Hora Sfakion und lassen uns in der nächst besten Hafentaverne nieder. Bis gegen 15°° Uhr ist das hier ein wunderschöner Ort mit einem kleinen malerischen Hafen. Um 15°° Uhr kommen hier die Fähren an, die auf ihrem Weg die Touristenscharen eingesammelt haben, die zuvor die Samariaschlucht durchlaufen haben. Zweifelsohne die größte Attraktion auf Kreta, aber für einen 2 jährigen definitiv 18 km zu anspruchsvoll. Wir verlassen dieses Örtchen also rechtzeitig, um noch das Fort von Fragokastello zu besuchen. Es geht also noch mal 15 km durch die Berge bevor wir die von den Venezianern erbaute Festung erreichen. Das alte Gemäuer ist für Jan genau das richtige. Er fühlt sich hier pudelwohl und ergründet auch die hinterletzte Ecke der Ruine. Verblüfft sind wir, dass niemand Eintritt fordert. Man kann einfach reingehen. Wir spazieren noch etwas umher und entdecken dabei die Taverna Orthi Ammos oberhalb des gleichnamigen Strands. Hier beziehen wir für 30 € ein nettes kleines Zimmer und genießen einen wunderschönen Abend mit Sonnenuntergang und griechischem Wein. So schön kann Kreta sein.
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Taverna Orthi Ammos, Fragokastello Sfakion, Tel.: +30 2825092137, 30 €
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7. Tag | 15.07.2011
Von Fragokastello geht es Richtung Matala. Auf der Strecke gibt es einiges zu sehen. Wundervolle Küstenabschnitte wechseln mit faszinierenden Bergregionen. Zwischendurch erkunden wir Spili, wo auch ein kleines Museum zum Besuch einlädt. Jan erzählt uns viele Geschichten zu den wenigen Artefakten. Auch der Ort selbst ist ganz nett und beschaulich und bietet immerhin eine venezianische Löwenkopf – Brunnenanlage. Weiter geht es durchs Gebirge. Wir verfahren uns gottseidank und gelangen so auf eine Bergstraße mit einer atemberaubenden Aussicht. Allerdings dauert die ganze Tour auch ziemlich lange Nach 6 Stunden sind wir 140 km voran gekommen und beschließen, dass das für heute reicht. In Agia Galini finden wir ein Zimmer und verbringen des Rest des Tages mit Baden, Essen und Raki, den es hier in größeren Mengen zum Essen gibt und der seine Wirkung nicht verfehlt. Unser günstiges Zimmer hat keine Klimaanlage und ich zu viel Raki im Kopf. Das ist eine Mischung, die nicht nach gutem Schlaf klingt. Immerhin ist ein karges Frühstück im Preis inklusive.
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Sky Beach Hotel, Agia Galini, PC 74056, Tel.: +30 28320 91415, www.skybeach.gr, info@skybeach.gr, 40 €
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8. Tag | 16.07.2011
Nach kurzer Strecke erreichen wir Vori und besuchen kurz das ethnologische Museum. Übersichtlich werden dort Werkzeuge, Kleidung, Waffen und andere Haushaltsgeräte verschiedener Epochen dargestellt.
Jan interessiert sich vor allem für das Tierleben der Gegenwart und spielt Kriegen mit dem Hund der Kassendame. Anschließend erreichen wir Phaistos, unseren ersten Minoischen Palast und einen, der drei größten auf Kreta (neben Knossos und Zarkos). Wir erforschen also wieder die letzten Ecken der Palastruinen und genießen den wundervollen Blick, den man von hier über die Messara Ebene hat. Der Palast muss einst eine imposante Anlage gewesen sein, soviel lassen selbst die Ruinen noch erkennen.
Nach unserem Rundgang werden wir dann Zeugen, wie ein Flächenbrand entsteht. Cathy entdeckt ein kleines Feuer am Straßenrand, während der Nachbar schon das Telefon am Ohr hat und die Feuerwehr informiert. Die ist wenige Minuten später mir einem Fahrzeug vor Ort und es gelingt ihr fast den Brand zu löschen, aber eben nur fast. Rasant bereitet sich das Feuer, angetrieben von heftigem Wind, dann doch sehr schnell aus und bewegt sich auf das nächste Dorf zu. Als die Palastanlage geschlossen wird und der Tavernenbesitzer, trotz relativ sicherer Entfernung zum Brand entgegen der Windrichtung, beginnt alles was Wasser spritzt anzustellen, machen wir uns lieber auf den Weg und erleben den Fortgang nicht mehr mit. Aber eindrücklich war es denn schon, wie schnell hier aus dem Nichts, vermutlich einer weggeworfenen Zigarettenkippe ein größerer Flächenbrand entsteht.
Wir erreichen am späten Nachmittag Matala, das berühmte Hippieparadis der 60er und 70er Jahre. Seinerzeit lebte hier eine bunte Schar europäischer Hippies und Aussteiger in den Hölen, die einst von den Römern als Begräbnisstätten angelegt wurden. Heute treffen sich hier zwar immer noch gelegentlich einige Hippies oder Exhippies zum Revival, aber der Ort ist dem Lauf der touristischen Inseleroberung auch nicht entkommen. So viele kretische Handarbeiten wie hier angeboten werden können alle Kreter zusammen nicht herstellen und das infrastrukturelle Angebot hat sich mehr auf Kurzzeithippies eingestellt, die mit Kindern und Leihwagen unterwegs sind. Ideal also für uns. Wir bekommen ein Zimmer mit Nebenraum fürs Kind, Kochecke, Kühlschrank und Klimaanlage für 40 € und können unsere Spaghettis im Innenhof unter den Eukalyptusbäumen essen.
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Antonios, Matala, Tel.: +30 08920 45123, 40 €
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9. Tag | 17.07.2011
Wir bleiben noch einen Tag hier und werden nichts tun und das reichlich! Es ist ja schließlich Sonntag und da soll man ruhen.
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Hotel Maria, Agio Georgios, 35 €
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13.Tag | 21.07.2011
Heute geht es zunächst in die Dikti Höhle. Der Sage nach hat Rhea hier den kleinen Zeus vor seinem Vater Kronos in Sicherheit gebracht, der seine übrigen Kinder gefressen hat. Wir fahren also zunächst nach Psychro und von dort hinauf zur Höhle. Der Aufstieg zur Höhle ist ziemlich steil, zumindest für 2jährige. Also wählen Cathy und Jan den Transport per Esel. Für 10 € geht es hoch und für Jan ist es ein Mordsgaudi. Ich gehe denn mal zu Fuß und stelle fest, das ein Esel auch ziemlich Klasse sein kann, aber das will ich den armen Tieren ja nicht antun. Wir treffen uns oben wieder und Cathy und Jan sind ganz entspannt, während ich Reif für die Dusche bin.
Zur Höhle geht es dann wieder herunter über eine Treppe in den Schlund der Höhle. Schon nach wenigen Metern wird es deutlich kühler, was ich sehr genieße. Unten erwarten uns dann Stalagmiten und Stalaktiten vom Feinsten. Sehr schön, nur es sind ein paar Menschen zu viel hier, aber das wird wohl im Laufe des Tages noch schlimmer. Wir freuen uns, dass wir gegen Mittag das Schauspiel wieder verlassen können. Am Nachmittag fahren wir durchs Plateau und sehen uns die traditionellen Windmühlen an, die hier z.T. noch das Wasser mit Windkraft herauf pumpen. Leider halten zunehmend Dieselmaschienen Einzug, die die romantische Stille nicht so ganz wahren.
Das Angebot an Obst und Gemüse ist hier vergleichsweise vielfältig. Natürlich nicht mit den Vier- und Marschlanden zu verglichen, aber für kretische Verhältnisse doch ganz ordentlich.
14.Tag | 22.07.2011
Wir sitzen um 7°° Uhr (SIEBEN) beim Frühstück. Danach fahren wir nach Iraklion, der Inselhauptstadt. Zunächst steht Knossos auf dem Programm. Der bekannteste minoische Palast. Auf diese Idee sind auch mehrere Busladungen anderer Menschen gekommen. So stellen wir sehr schnell fest, dass die anderen Anlagen doch sehr viel angenehmer waren.
Wir machen also den Pflichtrundgang und freuen uns wieder, dass wir etwas früher aufgestanden sind. Es kommen immer mehr Busse. So flüchten wir relativ schnell in das archäologische Museum, wo all das steht, was in den Ausgrabungsstätten nicht mehr zu finden ist.
Es ist klein und überschaubar und für den Archäologen sicher ein Traum. Ein paar Statuen, Schmuck und jede Menge prähistorische Tupperware. Danach ein Stadtbummel mit Imbiss zum Schnäppchenpreis. Iraklion ist teuer. Danach besuchen wir noch das Cretaquarium. Für Jan super, für Cathy beeindruckend und für mich halt ein paar Fische.
In der Nähe finden wir dann schnell ein kleines Hotel, wo wir noch schnell das beste Mahl unserer Reise einnehmen. Allein der kleine Vorspeisenteller hätte gereicht.
15.Tag | 230.07.2011
Nach dem Frühstück geht es zurück nach Georgioupolis. Wir sind kurz nach dem Mittag zurück im Fereniki Hotel und nutzen die Chance doch noch ein vernünftiges Zimmer zu bekommen. Das klappt! Wir beziehen ein großes helles Studio, an dem es nichts zu meckern gibt. Nach einer kleinen Pause machen wir uns noch zum einzigen Süßwassersee Kretas auf. Der Kournas Lake ist nur 5 km entfernt und mal etwas ganz anderes. Jan hat viel Spaß mit den Katzen und einer ganzen Sippe Gänse. Wir baden und genießen einfach ein schattiges Plätzchen am See. Abends sind wir wieder im Fereniki Hotel und stellen beim Abendessen sofort fest, dass der Speiseplan hier wohl einen wöchentlichen Rhythmus hat. Es gibt exakt das selbe Essen, wie vor 2 Wochen, als wir zum ersten Mal das Abendbuffet genossen haben.
16.Tag | 24.07.2011
Nachdem wir uns am Himmel der Frühstückskultur erlabt haben und feststellen durften, dass sich hier nichts geändert hat, abgesehen von der Anzahl der Opfer, die sich etwas von der Überbelegung zur normalen Massentierhaltung entwickelt (Weiterhin ist das Gesamtambiente aber mit dem Begriff „widerlich“ sehr positiv beschrieben), machen wir einen Strandtag. Nach dem abendlichen Olymp der Geschmacklosigkeit machen wir uns auf, ins Centrum, um den Tag mit einem Cocktail ausklingen zu lassen. Um 22:26 Uhr sitzen wir also bei 26° C, Tequila Sunrise und Blue Hawaian am Dorfplatz und lassen das Leben an uns vorbei ziehen.
17.Tag | 25.07.2011
Nach dem Frühstück bringen wir noch schnell die Wäsche zur Reinigung und machen uns dann auf nach Chania, der zweitgrößten Stadt Kretas. Mit dem Bus sind es 40 Minuten und 4,10 € pro Strecke.
In Chania geht es dann zunächst zur Post, um 4 Briefmarken für unsere Postkarten zu kaufen. Super! Bedienungsmarke ziehen und dann dauert es fast 15 Minuten, bis 4 Marken a 0,75 € erstanden sind. Im europäischen Vergleich ein stolzer Preis, mit dem wir weiter subventionieren.
Chania lohnt abgesehen von der Post jedenfalls den Besuch. Es ist die schönste Stadt auf Kreta. Orientalische und venezianische Kultur reichen sich hier die Hand. Nur selten stört irgend eine moderne Bausünde das Ambiente. An vielen Stellen wird das Konzept der Stadt deutlich, Kriegszerstörungen zu erhalten und ins Stadtbild zu integrieren. Ein gelungener Ansatz von dem sich mach andere Stadt durchaus etwas abgucken könnte. Malerisch liegt der Hafen im Zentrum der Altstadt, umrahmt von venezianischen Häuschen, der alten Moschee, einem Leuchtturm und natürlich einer Vielzahl an Tavernen, die hier zu Höchstpreisen ihre Schnäppchen feilbieten. Tatsächlich finden wir aber dann doch einen kleinen Abschnitt mit Tavernen, die zu Normalpreisen arbeiten und unsere 3 Bäuche für 16 € füllen.
Der Weg zum Leuchtturm ist zwar etwas beschwerlich und für die Karre nicht zu befahren, aber am Ende belohnt einen dann auch ein wunderschönes Panorama. Am Ende ersteigen wir noch die alte Bastion und haben einen genialen Blick über die Stadt. Sogar der heilige Boden von Chania hebt sich deutlich mit 4 Flutlichtmasten aus der Masse heraus.
Für Cathy allerdings ein verlorener Tag: Keine Tasche, keine Schuhe!
Um 19:01 Uhr ist der Bus seit 1 Minute weg und wir machen also noch 1 Stunde Rast am Busbahnhof. Der Bus um 20:00 Uhr fährt um 19:50 Uhr, weil er voll ist. Gut zu wissen, dass es hier neben der Zeit noch ein zweites Kriterium für die Abfahrt gibt.
Leider müssen wir nun noch etwas Essen gehen, da der Olymp der Geschmacklosigkeit schon abgefressen ist. Welch Strafe, am Ende eines schönen Tages.
18.Tag | 26.07.2011
Nach der gewohnten Massenspeisung holen wir unsere Wäsche ab und staunen nicht schlecht, als wir das Paket auspacken. Alles, was mal Weiß war, hat jetzt eine andere Farbe. Alles, was wirklich dreckig war (insbesondere natürlich die Leibchen von unserem professionellen Wäschereitester) ist jetzt nur noch dreckig. Lediglich der Geruch hat sich durch den 24stündigen Ausflug verbessert. Immerhin 10 € hat uns diese Menge Wäsche - etwa eine Maschiene voll – gekostet. Erstaunlich wie man den Touristen so abzocken kann, wenn bestimmt kein Kunde ein zweites Mal kommt. Der Rest des Tages spielt sich am Strand ab, worüber man Seiten schreiben kann oder eben nicht.
Während sich in den meisten Teilen der Welt die Internet Connectivität doch erstaunlich schnell verbessert, unterliegen wir hier dem gegenläufigen Trend. Das am Anfang noch vorhandene WLAN wurde kurzerhand abgeschaltet. Also Schluß mit Internet, da mir der ganze Zirkus mit Internetcafe zu aufwendig ist. Der Service in diesem Hotel sucht ohnehin seinesgleichen. Mal davon abgesehen, dass sich der beworbene Kinderspielplatz als ein lieblos hingeklatschtes Spielgerät entpuppt, die Klimaanlage pro Tag 5 € extra kostet, ein Fan überhaupt nicht vorhanden ist und die Wäsche gerade mal wöchentlich gewechselt wird (was nach 2 Tagen, insbesondere mit einem kleinen Kind, auch nicht unbedingt zum „Weißer geht’s nicht – Gefühl“ beiträgt) sind es die kleinen Aufmerksamkeiten die einen so auf dem Weg durch die Anlage erwarten. Ganztägig versuchen eifrige Hotelmitarbeiter die Gäste mit eine Abenteuerlauf auf nassem poliertem Marmorboden zu überraschen. Insbesondere auf der ebenfalls in poliertem Billigmarmor gehaltenen Rampe ist es eine Freude mit der Karre runterzurutschen und nicht zu wissen, wer eher unten ankommt und überlebt.
19.Tag | 27.07.2011
Heute machen wir uns nochmal auf den Weg zum Kournas Lake. Cathy möchte heute ihren ersten Tretboottrip realisieren. Wir stehen vergleichsweise früh auf, genießen das Frühstück noch mit vollem Buffet und vertrauen uns dann der Bimmelbahn an, die uns auch schon zum Sonnenuntergang brachte (???).
Für 6 € sind wir eine Stunde unterwegs, was mir dann auch reicht, denn Cathy kommt kaum an die Pedale und krabbelt am liebstebn zwischen den Pedalen. Die avisierten Schildkröten können wir nicht ausfindig machen, aber als Schildkröte würde ich mich auch nicht zu erkennen geben, wenn wehrere Hundert Touristen nach mir suchen und dabei vor keiner Absperrung halt machen und gnadenlos ins Ufer fahren. Insgesamt aber eine ganz nette Tour. Bis 16°° Uhr (Letzte Abfahrt Bimmelbahn) bleibt dann auch noch genug Zeit zum Baden und Essen.
20.Tag | 28.07.2011
Heute geht’s noch für letzte Besorgungen nach Rhetimno und das wird dann doch ganz schön anstrengend, weil es doch ein wenig Warm ist und sich kein Lüftchen regt. Wir suchen bis 15°° Uhr nach Cathys neuer Sonnenbrille, die wir dann doch fast vor dem Hotel finden und sind komplett fertig, als wir wieder zurück sind. Noch etwas packen, ein letztes lauschiges Abendbuffet und morgen um 11:05 Uhr holt uns der Bus ab. Wenn also alles gut geht (insbesondere keine Busfahrer und Flughafendingsbumse streiken) werden wir morgen entlassen und können uns wieder dem gewöhnlichen Alltag zuwenden. Ich schmecke schon das Frühstück vom Samstag!!!
21. Tag | 29.07.2011
Das Frühstück ist wie immer! Der Bus kommt ziemlich pünktlich! Der Flughafen Iraklion passt sich dem Gesamtbild der Reise nahtlos an. Nachdem man sein Gepäck beim Eincheckcounter auf ein nicht funktionierendes Laufband zum Wiegen legt muss man es wieder herunter nehmen, um es beim nächsten Schalter auf ein funktionierendes Laufband durch ein viel zu kleines Röntgengerät zu legen. Das freundliche Personal bei der Sicherheitskontrolle hat sich komplett den Einwortsätzen verschrieben und das Gesamtambiente des Airports kann es mit dem Charme jedes sozialistischen Flughafens in den 70er Jahren aufnehmen. Der Flug hingegen ist ruhig, angenehm und mit Rückenwind eine halbe Stunde schneller, als geplant. Am Ausgang, da is er wieder: Der Goy! So kommen wir schnell und einfach in die heimischen 4 Wände und auch die Rollen unseres völlig überladenen Koffers bleiben am Gehäuse.
1. Nie wieder pauschal nach Kreta!
2. Wohl auch nie wieder anders nach Kreta!
3. Die nächsten 10 Jahre nicht mehr pauschal!
Kreta ist (war) eine wunderschöne Insel. Daran gibt es nichts zu diskutieren. Leider hat sie den Weg aller Pauschaltourismusziele genommen und kollabiert, spätestens seit massenweise Touristen aus den osteuropäischen Ländern auf den Pauschalmarkt drängen, an den Folgen der selbstzerstörerischen Ausbeutung dieser Einnahmequelle.
Georgioupoli wird im Lonely Planet mit 489 Einwohnern angegeben. Allein das Hotel unserer schlechten Wahl beherbergt in Saisonzeiten das Doppelte bis Dreifache an Menschen und ein paar andere Hotels gibt es ja auch noch. Von kretischer Lebenskultur bleibt da natürlich nichts übrig.
Waren es in den letzten 20 Jahren vor allem Deutsche, Engländer, Schweden und Holländer, die die kretischen Küsten bevölkerten, kommen jetzt gefühlt noch mal doppelt so viele Osteuropäer dazu. Das sprengt einfach alles. Dazu kommt, dass nicht alle Osteuropäer zu den angenehmsten Gästen gehören. Eine Mentalität, nach Jahrzehnten der Entbehrung nun auch endlich alles haben zu wollen und das möglichst billig, führt zu einem Absinken der Qualität. Nicht selten beobachteten wir Russen beim üppigen Füllen ihrer mitgebrachten Tupperdosen oder beim Auffüllen riesiger Mengen, von denen dann mehr als die Hälfte zu Abfall wurde. Die Qualität der Verpflegung könnte wahrscheinlich doppelt so gut sein, gäbe nicht Unmengen von Betrügern und Ignoranten.
Verlässt man die Nordküste wird alles besser, aber man muss auf die edlen Sandstrände verzichten. Viele kleine Orte an der Südküste haben sich durchaus einen Rest an kretischem Reiz bewahrt. Selbst der Besuch der minoischen und römischen Ausgrabungsstätten ist hier erträglich. Spätestens in Knossos ist damit dann Schluß. Vor lauter Touristen kann man kaum noch die alten minoischen Bauten erkennen. Auf Holzstegen wird man durch die Anlage geführt und hat kaum die Möglichkeit, sich Dinge von Nahem anzusehen.
Ein Zimmer haben wir überall gefunden und die Kosten waren zwar mit 30 – 40 € pro Nacht für ein Doppelzimmer nicht supergünstig, aber noch im Rahmen. Ein Frühstück liegt zwischen 5,00 und 7.50 €, das Häppchen zum Lunch bei 5,00 – 8,00 € und das Abendesen schlug mit 10 – 20 € zu Buche. Man kommt also pro Tag auf ca. 100 € für zwei, bzw. 2,5 Personen, zzgl. Transport, Eintritt und natürlich die Flugkosten. Ein Flug sollte nicht mehr als 350 € kosten, in unserem Fall waren es anteilig im Pauschalarrangement ca. 900 €.
Die Transportkosten vor Ort muss man mit 150 € veranschlagen, wenn man sich dem öffentlichen Nahverkehr aussetzt, was an der Nordküste gut geht, aber im Gebirge und an der Südküste mühsam und zeitaufwendig ist (seltene Verbindungen und man muss oft an die Nordküste zurück, da es nicht viele Querverbindungen gibt). Ein Leihwagen für 20 Tage schlägt mit ca. 500 € zu Buche und für Benzin sind wenigstens 200 € zu kalkulieren (1,80 €/L). Insgesamt sind individuell für eine dreiköpfige Familie also ca. 4.000 € zu kalkulieren. Wir lagen, mit 10 Tagen Pauschalstrafe an der Nordküste und 10 Tagen individuell nur wenig darunter.
DAS IST EINDEUTIG ZU TEUER!
Selbst bei 700 € für einen Flug nach Bangkok hätte das in Thailand für mindestens 4 Wochen gereicht, auf den Philippinen, bei 900 € Flugkosten, für 5 - 6 Wochen. Dort sind die Strände schöner, das Wasser wärmer, das Essen um Längen besser und, wenn man nicht gerade Pattaya oder Phuket ansteuert, lernt man dort auch eine spannende andere Kultur kennen.
http://www.tor-alf.de/Reisen/reisen.html | Reisebericht von 2003