Nachdem wir (die Leitungsebene der Jugendamtsregion II) vor 2 Jahren Berlin besuchten, war nun die "Hauptstadt Europas" dran. Europäisches Zusammenwachsen soll sich ja schließlich auch auf die konkrete Arbeit vor Ort auswirken. Über bestehende Kontakte gelang es für den 29.08. einen Termin im Europäischen Parlament zu vereinbaren, der u. a. auch ein zweistündiges Fachgespräch mit einem Referenten der Generaldirektion Bildung und Kultur, die auch für den Bereich Jugend zuständig ist, umfasste.
Eine
günstige Anreise war dank Ryanair schnell organisiert, auch wenn
sie einen Umweg über Lübeck und London notwendig machte.
So starteten wir am Donnerstag unser "Abenteuer Brüssel". Der um 20 Minuten verspätete Abflug beunruhigte uns zunächst nicht weiter, führte dann aber eben doch ins Abenteuer, denn es kam, wie es kommen musste: Der Counter unseres Anschlussfluges hatte seine Tore exakt 2 Minuten vor unserer Ankunft geschlossen, was uns zunächst grundsätzlich das "Point to Point" Reisekonzept verdeutlichte: Jeder Flug ist eine neue Reise, für die man zunächst das Gepäck abholt und dann wieder komplett neu eincheckt, was wir natürlich in der Zeitplanung unterschätzt hatten. Der zweite Grundpfeiler des Konzeptes besagt ganz einfach, wer zu spät kommt, den straft das Leben. Damit war unser Anschlussflug also verfallen. Weitere Flugmöglichkeiten waren doch eher dünn gestreut, sehr teuer oder unsicher (stand by).
Aber davon lässt sich ein Team des Jugendamtes eher wenig beeindrucken. Wir entschlossen uns also für die gleisgestützte Alternative. Schon die Bahnfahrt nach London entwickelte sich zu einem schier endlosen stop and go im Zugstau. Als wir nach etwa 2 Stunden die Liverpoolstreet erreichten, begrüßten uns an die 10.000 Menschen in der Bahnhofshalle, die aufgrund eines Stromausfalls den Bahnhof nicht mehr verlassen konnten. Unsere Hoffnung, dass wenigstens die Underground Bahn noch fahren würde, wurde durch eine freundliche Bandansage auf der Rolltreppe zunichte gemacht: EMERGENCY - please leave the station immediately! Auch die freundliche Auskunft, dass es sich um einen Killing - Alarm handle, trug nicht zur wirklichen Beruhigung bei.
So entschieden wir uns für den Bus, um unser Etappenziel, die Waterloostation zu erreichen. Tatsächlich gelang es uns nach einer knappen ¾ Stunde in einem Bus durch London zu fahren. Vorbei an der Towerbridge brachte er uns direkt an den Millennium Kay an der Waterloo, wo das berühmte Riesenrad uns begrüßte. Schöne Impressionen einer Weltstadt, aber eben der falschen.
Nun - um es kurz zu machen: Natürlich fuhr an diesem Abend kein Zug mehr nach Brüssel - mehrere warteten schon im Bahnhof auf die Abfahrt - und das billigste Hotel wirkte auf uns auch nicht gerade wie ein Schnäppchenpreis. Die vage Auskunft, um 21.30 Uhr könnte noch ein Bus nach Brüssel fahren, veranlasste uns zur nächsten Busfahrt nach Victoria. Überflüssigerweise sei erwähnt, dass die Busse nunmehr die einzigen funktionierenden Verkehrsmittel waren. Dementsprechend gelang es uns nicht, zu fünft in einem Bus Platz zu finden so dass wir nun quasi noch eine Schnitzeljagd durch London genießen konnten. Mannschaft 1 (Jung, Lemenkühler, Schaffeld) fuhr vor und organisierte schon mal die Fahrkarten. Mit dem zusammenfassenden Satz: "oh, what a terrible day!" gelang es, einen operator zur Hilfe zu ermuntern und die 300 Menschen vor dem Ticketcounter zu überwinden. Pünktlich um 21.30 Uhr erreichte auch Mannschaft 2 (Poschinski, Schmidt) das Ziel und als Belohnung winkte eine achtstündige Busfahrt nach Brüssel.
Vorbei an Dover (wo wir eigentlich die Fähren nach Belgien vermuteten) ging es zum Eurotunnel und es wurde zur Gewissheit, dass unsere Europaexkursion auch Frankreich nicht auslassen würde.
Um 6.28 Uhr betraten wir unser Hotelzimmer in Brüssel.
Nach einer Dusche und einem ausgiebigen Frühstück (den letzten Kontakt zu Essbarem hatten wir in Lübeck) erreichten wir pünktlich zu unserem Termin das Europaparlament. Das uns zwischenzeitlich in der Tram noch ein Handy gestohlen wurde, sei hier nur als nebensächliche Belanglosigkeit erwähnt. Das Fachgespräch stellte sich als sehr interessant heraus. Jugendpolitik im Kontext von Europaparlament, -rat und -kommission wird doch viel anschaulicher, wenn man die Zusammenhänge auf dieser, für uns zumeist etwas abgehobenen Ebene etwas versteht. Auch die Besichtigung des riesigen Parlamentskomplexes ist eindrucksvoll und durchaus empfehlenswert.
Die anschließende Stadtrundfahrt und ein Spaziergang durch die Brüssler Altstadt zeigten, dass unser Ziel richtig gewählt war. Die Stadt, insbesondere um den Grand Place, den Justizpalast und das Atomium ist durchaus eine Reise wert. Auch das es beim Besuch von Maneken Pis an zu regnen fing, konnte unserer Begeisterung keinen Abbruch tun (Gut nur, dass es keine anderen Männchen gibt!). Wir beschlossen den Tag mit einem zusammengebrochenen Zustellbett und hatten fortan keine Schäden mehr zu verzeichnen. Der Rückflug war geradezu langweilig planmäßig und wider Erwarten stand auch unser Auto noch in Lübeck auf dem Parkplatz.
Erste Stimmen, den nächsten Betriebsausflug in die Lüneburger Heide zu machen, konnten sich noch nicht durchsetzen. Schließlich ist auch die UN in New York eine Herausforderung. Ein Flug könnte über Casablanka - Jakarta - Pjongyang führen oder auch die Route über Novosibirsk - Alma Ata und Osaka.......